Gedanken zu meinem Werdegang
Aktualisiert: 16. Sept.
Als kleines Kind war es für mich und meine Schwester das Normalste an klassische Konzerte zu gehen. Mein Vater spielte, meine Mutter und meine Grosseltern sangen oder spielten auch und viele Bekannte und Verwandte waren auch dabei. Wir liebten es, uns schön anzuziehen, bekamen immer Komplimente und während dem Konzert durften wir aus unseren Taschen einen Traubenzucker nehmen, als Belohnung fürs Stillsitzen. Rund um die Konzerte halfen wir auch so gut es ging mit und verteilten Programmhefte oder gaben den Musikern Blumen am Ende des Konzerts. Wenn die ganze Familie im Chor singt, der Vater zwei Orchester und eine Musikschule leitet und die Grossmutter Blockflötenlehrerin ist, scheint es klar, dass die Kinder bereits früh ein Instrument spielen lernen. So früh war es bei mir aber dann doch nicht, sondern einfach mit der Einschulung. Ich durfte mir also für die erste Klasse ein Instrument aussuchen. Meine Schwester spielte bereits ein Jahr Blockflöte (sie ist auch ein Jahr älter, also ist sie mir immer ein Jahr voraus) und ich hatte mich in den Flügel verliebt. Das schwarz glänzende grosse Instrument faszinierte mich durch sein Aussehen aber natürlich auch durch den Klang. So war die Entscheidung ganz leicht und ich begann in der ersten Klasse Klavier zu lernen. Zum Glück gab es bei meiner Lehrerin auch einen so schönen schwarz glänzenden Flügel, sonst wäre ich wohl enttäuscht gewesen. Man könnte jetzt meinen, da meine Eltern Musiker sind, wurde ich zu Hause gedrillt, doch das war überhaupt nicht so. Zu Beginn halfen mir meine Eltern noch beim Üben, doch sie mussten schon bald feststellen, dass mein Sturkopf keine solche Hilfe zulassen wollte. Ich war nie eine fleissige «Überin», fiel mir das Notenlesen doch sehr leicht und ich kam schnell vorwärts. Ein Lehrerwechsel zeichnete sich nach drei Jahren an und ich wechselte zu einer ukrainischen Klavierlehrerin. Ein harter Schritt für mich, jedoch auch für meine Eltern, die merkten, dass es hier viel strenger war und ich immer mal wieder weinend aus der Klavierstunde kam. Rückblickend muss ich sagen, dass es sicher nicht immer einfach war so. Ich war mir den strengen Ton einfach nicht gewohnt und war zudem sehr nah am Wasser gebaut, sodass sich Freude und Enttäuschung manchmal sehr nah standen. Trotzdem war es eine sehr gute Lebensschule und hat mir auch Klaviertechnisch sehr viel gebracht. Meine Lehrerin war streng, tröstete mich aber auch, wenn ich dann weinte, oder weinte mit mir (vielleicht weil es so schlecht war…). Nun ja, so schlecht konnte es nicht sein, denn ich schlug den Weg an die Kunst- und Sportschule in Uster (KuSs) ein, wo ich zwei Jahre Sekundarschule besuchte und mich auf ein mögliches Musikstudium vorbereitete.

Wieso ich genau diesen Weg eingeschlagen habe, kann ich gar nicht sagen. Natürlich überlegt man sich als Kind was man später einmal werden will und da stand auch bei mir «Musiker» sicher nicht zuoberst auf der Liste (wohl eher Prinzessin, Krankenschwester oder Floristin waren hoch im Kurs). Doch irgendwie war es trotzdem keine Frage, dass mir die Musik so viel Spass macht und ich diese gerne im selben intensiven Rahmen weiterverfolgen wollte. Ein Lehrerwechsel war wieder nötig und ich durfte bereits bei meinem späteren Hochschuldozenten beginnen. Logische Folge nach der KuSs war das K+S-Gymnasium Rämibühl in Zürich, welches zwar ein Jahr länger dauert als ein normales Kurzzeitgymnasium, dafür aber mehr Zeit für die Musik (oder den Sport) und 2 Jahre paralleles Musikstudium einkalkuliert.

So führte mich mein Weg direkt an die Zürcher Hochschule der Künste, wo ich Bachelor (2016) und Master Pädagogik (2018) in Klavier abschloss. In der Sekundarzeit begann ich zudem einfach als Hobby mit dem Cellospielen. Dies wirklich nur als Hobby, üben lag und liegt bis heute nicht gross drin, doch ich schaffte es soweit, dass ich nun seit einigen Jahren auch im Laienorchester mitspielen kann (eigentlicher Anreiz, neben dem schönen Celloklang, war ganz klar, dass man mit dem Cello, anders als mit dem Klavier, in einem Orchester mitspielen kann). Natürlich will ich hier auch meine Erfahrung im Blockflötenspielen nicht unterschlagen. Einzelunterricht hatte ich zwar keinen, doch ich war immer wieder im Unterricht meiner Schwester dabei und wir spielten auch zusammen im Ensemble (dort machte ich auch erste Cembaloversuche).
